Mittwoch, 28. November 2012

Kim Jong Un is Sexiest Man Alive 2012!

So stand es bis gestern in der chinesischen Regierungszeitung "People's Daily". Die wunderbare Nachricht wurde mit 55 Farbaufnahmen des nordkoreanischen Herzensbrechers gefeiert. Schließlich befassten sich die US-Amerikaner in der Vergangenheit nur dann mit dem kleinen Nachbardiktator des großen chinesischen Bruders, wenn es Neuigkeiten über seine Frau oder seine Bomben gab.
Kim sei „gesegnet mit einer Aura des Mächtigen, die eine unverwechselbare niedliche, kuschelige Seite” verberge.
Er habe die Zeitung "mit seinem einwandfreien Sinn für Mode, seinem schicken Kurzhaarschnitt und, natürlich, seinem berühmten Lächeln zum Schwärmen gebracht". 
Zitat: "Er hat diese seltene Fähigkeit, zugleich jemand völlig Liebenswertes und komplett Machomäßiges zu sein."
Heute morgen löschte People's Daily den Artikel. Man hatte bemerkt, dass man ausversehen das Satiremagazin "The Onion" zitiert hatte. 


Doch so einfach läßt sich unser Lieblingsdiktator nicht das Zepter aus der Hand nehmen: Im Rennen um den Titel der "Person des Jahres" des amerikanischen Magazins "Time" befindet er sich weiterhin auf Erfolgskurs. Am Dienstag lag Kim Jong Un hinter Ägyptens Präsident Mohammed Mursi auf Platz zwei.

Alle Photos dieses Artikels: spiegel.de

Dienstag, 27. November 2012

Quietscheentchen auf großer Fahrt - Teil I

Diesen Post können Sie/könnt Ihr auch auf Spanisch lesen. 
Wie lange braucht das Wasser des Rheins, um von den alpinen Quellen in der Schweiz zur Mündung in die Nordsee zu gelangen? - 19 Tage. Im September 2012 bewältigte Gummiente Nadia stellvertretend für die vielen Milliarden Wassertropfen, die seit 12 Millionen Jahren die wichtigste Wasserstraße Europas benutzen, diese abenteuerliche Strecke von 1239 Kilometern.
Karte: rivernet.org
Es handelte sich um das erste Experiment dieser Art - das Kopfball-Enten-Experiment, da es das Team der Wissenschaftssendung Kopfball war, die die eingangs gestellte Frage eines Zuschauers so exakt wie möglich beantworten wollten. 
Foto: wdr.de
Der Rhein entspringt in 2345 Metern Höhe in den Schweizer Alpen, sammelt Wasser in sechs Ländern und transportiert an seiner Mündung bei Hoek van Holland in jeder Sekunde über 2,3 Millionen Liter Wasser in die Nordsee. Doch bewegt sich eine Gummiente wirklich genauso schnell wie fließendes Wasser? Normalerweise gießen Hydrologen Salzwasser in einen Fluss, um dessen Fließgeschwindigkeit zu messen. Spezielle Sonden signalisieren ihnen, zu welchem Zeitpunkt die Salzkonzentration an zuvor festgelegten Streckenabschnitten zunimmt. Ein im Vorfeld unternommener Versuchsvergleich zwischen Ente und Salzwasser ergab nur einen Zeitunterschied von 20 Sekunden. Das war die Startfreigabe für das Quietscheentchen-Team.
Am 1. September wurde die damals noch namenlose Gummiente bei Schnee und Eiseskälte zu Wasser gelassen. Die Wahl fiel auf eine kleine Ente, Marke Badewanne. Aufgrund des flachen Wassers und des natürlichen Flußlaufs gab es auch für dieses Leichtgewicht ständig ungewollte Pausen, da der kleine Reisende zwischen den Steinen stecken blieb. Durchschnittliche Geschwindigkeit des kleinen Gebirgsstroms genannt Rhein in den Schweizer Alpen: 7,3km/h. Unterwegs beschleunigte die Ente jedoch auch auf Spitzengeschwindigkeiten von über 10 Kilometer pro Stunde, da die sich fortwährend verändernde Breite des Flußbetts auch die Strömungsverhältnisse steigert bzw. verringert.
Die Ente kam übrigens nur tagsüber zum Einsatz, da man sie bei Nacht nicht überwachen konnte. Die Pausen wurden natürlich nicht in die Messung miteinbezogen. Das Team von Kopfball begleitete den quietschfidelen Reisenden anfangs zu Fuß. Doch schon vor dem Bodensse wurde die Ente gegen eine größere Variante ausgestauscht (ändert nichts an der Reisegeschwindigkeit) und mit einem wasserfesten GPS-Sender (0,5kg) versehen. Die Verfolger stiegen auf Raftingboote um.
Burkhardt Weiß von Kopfball mit der größeren Version der Ente, Foto: Badische Zeitung
Am 3. September erreichte das Forscherteam, angeführt von ihrem Star im gelben Trikot, nach 26 Stunden und zehn Minuten (reine Schwimmzeit) den Bodensee.
Die Reise geht weiter - nicht nur die Post, auch der Post ist gelb!

Montag, 26. November 2012

Musik als Waffe

Foto: robynthinks.blogsport.de
Im Jahr 2003 wurde bekannt, dass die US-Armee Kriegsgefangene tagelang mit Musik folterte. Neun Jahre später, am 20. November 2012, wurde der deutsche Fernsehfilm Musik als Waffe mit einem Emmy Award ausgezeichnet.  Die International Emmy Awards sind ein Ableger der US-Emmys, des wichtigsten Fernsehpreises der Welt.
In dem Dokumentarfilm von Tristan Chytroschek aus dem Jahr 2010 sieht man, wie der Komponist Christopher Cerf, der über 200 Lieder für die Sesamstraße komponiert hat, mit Beteiligten und Opfern der psychologischen US-Kriegsführung spricht. Auch seine Lieder hatte man ohne sein Wissen für Vehöre der Gefangenen in Guantanamo Bay benutzt.
Die weltweite Verhaftungswelle nach dem 11. September führte nicht nur dazu, dass Foltermethoden wie das "Waterboarding" systematisch angewendet wurden, sondern auch amerikanische Musik aller Genres zum Einsatz kam, um angebliche oder echte Terroristen zur Herausgabe ihrer Informationen zu zwingen. Im Film wird ein CIA-Bericht zitiert, der es den Verhörenden empfiehlt, "Musik so laut wie eine Schnellstraße 18 Stunden am Tag" oder in der Lautstärke eines "Presslufthammer aus nächster Nähe für zwei Stunden" anzuwenden. Gefangene berichten, dass zwei Lieder gleichzeitig abgespielt wurden - und zwar in Endlosschleife.
Den kompletten Film können Sie sich/könnt Ihr Euch auf youtube anschauen:
Beim Einsatz von Musik handelt sich um eine Jahrtausend alte Methode der Kriegsführung, die jedoch erstmals durch die Chinesen und Nord-Koreaner während des Korea-Krieges (1950-1953) systematisch eingesetzt wurde. Die darauffolgende Analyse dieser Metode durch die CIA führte dazu, dass die US-Amerikaner viele Methoden übernahmen und weiterentwickelten. Ziel: Schwächung der Gefangenen. Dabei reiht sich der Einsatz von Musik in einen regelrechten Maßnahmenkatalog ein, der dazu dient, den Menschen über die Behinderung der selbstgesteuerten Sinnesaufnahme (darum auch Handschuhe und Gesichtsmasken) von der Außenwelt zu isolieren. Außerdem hält Lärm den Gefangenen wach - ein weiteres Ziel der Vorbereitung von Verhören.
In Musik als Waffe werden auch neu entwickelte Schallkanonen der Firma HPV Technologies vorgestellt, die erstmals im Jahr 2009 gegen Demonstranten am Rande des G-20-Gipfels in Pittsburgh zum Einsatz kamen. Die Firma lobt ihre technische Entwicklung, die das Trommelfell zerstört sowie Panik und Verwirrung auslöst, als einen weiteren "bedeutenden Schritt in Richtung moderner Kriege ohne Todesopfer."
Christopher Cerf besucht auch die US-amerikanische Hardcore-Metallband "Drowning Pool". Deren Lieder erfreuten sich sowohl im Irak-Krieg (2003-2011) als auch in Guantanamo Bay als Soundtrack für Menschenrechtsverletzungen großer Beliebtheit. Die Band weigerte sich allerdings, eine konkrete Stellungnahme zur Verbindung iher Musik mit dem Thema Folter abzugeben. 
 2006, vor der Interviewanfrage für den Film Musik als Waffe, äußerte sich Bassist Steve Benton von Drowning Pool für das Spin Magazine wie folgt zu diesem Thema:
"People assume we should be offended that somebody in the military thinks our song is annoying enough that played over and over it can psychologically break someone down." [...] "I take it as an honor to think that perhaps our song could be used to quell another 9/11 attack or something like that."
In dem sehr gut recherchierten und sehenswerten Film wird jedoch nicht auf eine Initiative von US-Musikern mit dem Namen "Zero dB"  aufmerksam gemacht, die eindrucksvoll zeigt, dass sich Künstler wie die Bandmitglieder von Rage Against the Machine oder den Red Hot Chili Peppers gegen einen Mibrauch ihrer Musik wehren und die US-Regierung öffentlich dazu aufrufen, ihre Lieder nicht für die Folter zu mißbrauchen.
Rage Against the Machine protestieren gegen Folter in Guantanamo Bay, Foto: Chiaki Nozu/Filmmagic.com/Getty Images

Mittwoch, 21. November 2012

Repair Café - die aktuellen Termine!

 Am 21. Oktober hatten wir schon einmal über das Kölner Repair Café berichtet. Den link zum Post finden Sie/findet Ihr hier:
Foto: inhabitat.com
Schon damals war klar, dass die Kölner Idee eine Vorreiterrolle einnehmen würde. Nun haben auch die Düsseldorfer nachgezogen, Celle hat einen neuen Termin bekannt gegeben und wer damals glaubte, dass nun die linksrheinischen Kölner den sogenannten "Nicht-Kölnern" Paroli bieten würden, der hat sich geirrt. Die bringen ihre kaputten Toaster und Computer lieber auf die "Schäl Sick": das erste Porzer Repaircafé eröffnet am 3. Advent!

Repair Café in Düsseldorf am 24. November um 15 Uhr
http://garage-lab.de/allgemein/1-duesseldorfer-repair-cafe-im-garagelab-und-der-garagebilk/

Repair Café in Celle am 29. November um 15 Uhr
http://www.celle.de/showobject.phtml?object=tx|342.18809.1&ModID=11&FID=342.11695.1

Repair Café in Köln-Porz am 16. Dezember ab 10 Uhr
http://repair-cafe.npage.de/aktuell.html

Repair Café in Köln-Mühlheim am 27. Januar 2013 um 15 Uhr
http://dingfabrik.de/repaircafe/

Dienstag, 20. November 2012

Filmkritik - Cloud Atlas

Diesen Post können Sie auch auf Spanisch lesen: reseña de cloud atlas

Über Cloud Atlas zu schreiben ist bestimmt genauso schwierig, wie diesen Film zu drehen, wobei sich die drei Regisseure sehr wahrscheinlich über diesen Vergleich erheitern würden. Schließlich haben sie, ob man den Film jetzt mag oder nicht, ein Kunstwerk geschaffen, dass schlichtweg, ohne jetzt eine Wertung abzugeben, unvergleichlich ist. Eine Filmkritik mutiert da zu einer winzigen Sternschnuppe, die über dem gewaltigen "Wolkenatlas" (deutscher Titel der Buchvorlage) verglüht. Die Regisseure Lana (vormals: Larry) und Andy Wachowski sowie Tom Tykwer begannen 2009 mit der Arbeit am Drehbuch. Gedreht wurde von September bis Dezember 2011 im Filmstudio Babelsberg. Mehrere hiesige Filmstiftungen haben sich an den Produktionskosten des mit 100 Millionen Dollar (bislang) teuersten deutschen Films aller Zeiten beteiligt. Die Warner-Studios hatten den "Matrix"-Machern im Vorfeld eine Absage erteilt. Sehr wahrscheinlich glaubte das hollywoodigste aller Hollywoodstudios nicht an den kommerziellen Erfolg eines 172 Minuten langen Epos, der sich über insgesamt sechs Zeitebenen erstreckt.
von links: Andrew und Lana Wachowski mit Tom Tykwer (Foto: google.de)
Am Set des Wachowski-Films "V for Vendetta" aus dem Jahr 2006 soll Hauptdarstellerin Natalie Portmann im "Cloud Atlas" (2004) von David Mitchell geschmöckert haben. Drei Jahre später traf man sich mit Tom Tykwer in Costa Rica (wo auch sonst?), um zu planen, wie man das (wie immer) als unverfilmbar geltende Werk in Potsdam auf 200 Mbit/s videocodieren könnte.
Doch wozu die vielen Informationen über die Entstehungsgeschichte? Wo bleibt die eigentlich die richtige Filmkritik?
Nun, die gibt es nicht. Warum auch? Man kann sowieso nichts zu diesem Film sagen. Man muss ihn sich ansehen (und das war das Lob) und selbst entscheiden. Da es jedoch schon viele tiefsinnige und zugleich bombastische Filme gegeben hat, die dann doch irgendwie nicht so richtig gut waren ("Prometheus"), sollten ein paar wichtige Daten zum Produkt nicht vorenthalten werden: Die Schauspieler sind überragend, die Maskenbildner haben wortwörtlich saubere Arbeit geleistet und es gibt (endlich) ein Wiedersehen mit Mr. Smith. Doch lassen wir die drei Regisseure selbst zu Wort kommen - (zwar nur) auf Englisch, dafür mit deutschen Untertiteln und sehr witzig:

Montag, 19. November 2012

Barack O-Burma

Welches Land hat Barack Obama nun eigentlich besucht? Birma, Burma oder Myanmar? Offiziell heißt das Land seit 1989 "Republik der Union Myanmar". Dabei beziehen sich alle drei Namen auf alte Bezeichnungen für das Volk der "Bamar", die zwischen 60 und 69% der Bevölkerung stellen.  Genaue Daten gibt es nicht, hat sich das Land doch bis 2011 in einer fast 50 Jahre andauernden Isolation befunden.
Foto: AP
Myanmar ist der größte Staat Festlandsüdostasiens, der mit 678.000 km2 etwa doppelt so groß wie Deutschland ist. Aufgrund von über 100 Sprachen und sieben großen Bevölkerungsgruppen gehört das 54 Millionen Einwohner zählende Land zu den ethnisch heterogensten der Welt. Wie überall auf der Welt hat der Zweite Weltkrieg auch Birma grundlegend verändert. Die englischen Kolonialherren (1885-1948) hatten durch willkürliche Grenzziehungen und die Bevorzugung bestimmter Volksgruppen eine gefährliche Stimmung aus Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit in dem Land geschürt. Nach ihrem Abzug begann ein blutiger Bürgerkrieg, der 1962 durch die Errichtung einer Militärdiktatur in eine Phase der rücksichtslosen Unterdrückung aller Freiheitsbestrebungen überging.  
Im März 2011 begann der politische Umschwung. Vor allem der Rücktritt des Militärjunta-Chefs Than Shwe und die Wahl Thein Seins zum Staatspräsidenten, übrigens auch ein Ex-General, führten zur Anerkennung von Gewerkschaften und Parteien, die nun endlich den Kampf im Untergrund aufgeben und den demokratischen Wettbewerb um die Macht beginnen konnten. Berühmteste Oppositionführerin ist Aung San Suu Kyi, deren Vater schon ein berühmter Politiker und militärischer Anführer gewesen war. Unter General Than Shwe waren grundlegende politische Reformen und ein Dialog mit Aung San Suu Kyi jedoch schlichtweg unmöglich. Angeblich soll der Diktator die Friedensnobelpreisträgerin so sehr gehasst haben, dass in seiner Anwesenheit nicht einmal ihr Name genannt werden durfte.
Und warum besucht Barack Obama Myanmar? Er will diesen ungeschliffenen Diamanten nicht den Chinesen überlassen, die dort traditionell viel Einfluss ausüben. Einige Journalisten sprechen von der "Kolonialmacht", wenn sie über das Auftreten der chinesischen Investoren berichten. Die US-Amerikaner verfolgen jedoch seit einem Jahr eine neue außenpolitische Strategie. Asien hat nun Vorrang vor dem Nahen Osten. 
Foto: Aung San Suu Kyi und Barack Obama, 19.11.2012 (google.de)
In Gaza eskaliert die Gewalt, doch Präsident Obama trifft sich heute mit allen wichtigen Vertretern des neuen Ziehkindes Myanmar, dass sich bald zu Taiwan, Südkorea und den Philippinen in das US-amerikanische Freilaufgehege begeben soll. Und dabei geht es nicht allein um Öl und Gas.
Mehr als ein Dutzend Firmen sind ihrem frisch wiedergewählten Schutzherrn schon vorausgeeilt: Mastercard und Visa wollen den Myanmarern bald die Vorzüge der Kreditkarte näher bringen. General Electric hofft auf große Stromaufträge. Und Coca-Cola verhandelt gerade über die Eröffnung von mindestens einem Werk. 
Doch noch schneller am Start sind japanische, thailändische und andere asiatische Unternehmen. Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo bauen bereits ihre Präsenzen in Rangun, der größten Stadt des Landes, aus. Und dann ist da ja auch noch China. Die Volksrepublik betrachtet Obamas neuen Schützling noch immer als eines der Staatenkinder, die traditionell nur im chinesischen Hinterhof spielen dürfen. 2015, wenn Aung San Suu Kyi aller Vorraussicht nach die Präsidentschaftswahlen gewinnen wird, könnte sich auch der Streit um das Sorgerecht geklärt haben.
Dabei bleibt Burma ein Pulverfass. Das Land ist ärmer als Haiti. Immer wieder entlädt sich die soziale Not in blutigen Konflikten. Bei dem jüngsten Konflikt zwischen buddhistischen und muslimischen Einwohnern im Westen des Landes starben mehr als 80 Menschen, tausende von Häusern wurden in Brand gesteckt. Noch besitzt nur 1% der Bevölkerung einen Internetanschluss. Es wird sich zeigen, ob die westlichen Ideen von Freiheit und Selbstbestimmung in Myanmar mit friedlichen Mitteln umgesetzt werden.
Foto: Nach 15 Jahren hob die Militärjunta 2010 den Hausarrest für die Oppositionführerin auf (google.de)

Dienstag, 13. November 2012

Konfuzius' Stammbaum ist online

Zum 2563. Geburtstag hat das Confucius Genealogy Compilation Committee (CGCC) den Stammbaum des größten chinesischen Philosophen ins Netz gestellt.
Konfuzius (Darstellung aus dem 18. Jhr.) - Foto: wikipedia.org

551 als Sohn eines Adligen auf der Halbinsel Shandong geboren, gilt Konfuzius vielen Chinesen auch heute noch als moralisch einwandfreier Mensch. Sein Ziel: "Den Angelpunkt zu finden, der unser sittliches Wesen mit der allumfassenden Ordnung, der zentralen Harmonie vereint". Als er 497 im Alter von 79 Jahren starb, konnte noch niemand erahnen, dass seine Nachkommenschaft im Jahr 2012 die Zwei-Millionen-Marke erreichen würde. Damit wird K'ung-fu-tzu der größte Stammbaum der Welt zugeschrieben. Zugeschrieben, weil die Methoden der chinesischen Ahnenforschung höchst umstritten sind.
Ahnenforscher Kon Deyong - 2009
Kong Deyong, Vorsitzender der CGCC und gleichzeitig Nachfahre aus der 77. Generation, preist den neuen Internetauftritt seines Stammbaums als nützliche Suchmaschine an. Über eine Onlinemaske kann nun jeder Chinese seine Geburtsdaten eingeben und innerhalb von Sekunden erfahren, ob er das genetische Erbe des Philosophen auch an die folgenden Generationen weitergeben wird. Die Zahl der Konfuzius-Nachkommen hat sich zwischen 1937 und 2012 verdreifacht. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Zu Mao Zedongs Zeiten (1893-1976) wäre ein solches Unterfangen unmöglich gewesen. Der Staatsgründer der Volksrepublik China ließ Anhänger des Konfuzianismus rücksichtslos verfolgen. Er wollte mit den uralten Traditionen des Kaiserreiches brechen und eine kommunistische Gesellschaft ohne adlige Vorbilder aufbauen. Das aktuelle chinesische Regime fördert jedoch die Wiederbelebung des jahrtausend alten Kultes, nicht zuletzt weil der große Gelehrte den Respekt vor den Mitmenschen predigte und sein Werk das Ansehen der Kultur Chinas in der Welt fördert.
Barack Obama mit Schulfreunden in Jakarta 1971 - Foto: AP

Folgt man jedoch den Annahmen Kong Deyongs und seiner CGCC und würde für jeden Menschen dieser Welt einen Stammbaum erstellen, der auch die Kinder der Cousins, Tanten und Enkel berücksichtigt, so wäre zum Beispiel Barack Obama nicht nur ein weiterer Nachfahre des Chinesen Konfuzius, sondern auch ein Cousin neunten Grades von Brad Pitt.

Montag, 12. November 2012

Kölner Erzbischöfe - Josef Frings

Das Verhältnis zu Konrad Adenauer soll angespannt, wenn nicht sogar unterkühlt gewesen sein. Dabei hat Josef Frings als Priester zwei der Kinder des Kölner Oberbürgermeisters und späteren Bundeskanzlers zur Erstkommunion geführt. Als er jedoch 1949, nach nur sechs Monaten Mitgliedschaft, aus der CDU wieder austrat, da kursierten sofort wilde Gerüchte über eine angebliche Feindschaft zwischen ihm und dem "Alten". Frings, 1887 in Neuss geboren, befolgte jedoch nur höchste Weisungen aus dem Vatikan. 
v. li.: Konrad Adenauer, Helene Weber, Theodor Heuss, Josef Frings - Foto: picture-alliance/dpa
Die Kurie in Rom wollte sich an das Reichskonkordat aus dem Jahr 1933 halten. Der erste außenpolitische Erfolg Adolf Hitlers beinhaltete ein umfassendes Vertragswerk, welches bis heute als Grundlage für die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem deutschen Staat gilt. Und dort steht in Artikel 32, dass ein Priester keine Parteimitgliedschaft annehmen darf. Es ging also nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Erzbischof und Bundeskanzler, es ging um eine Interpretationsfrage im Rahmen der Neuorientierung im Europa der Nachkriegsjahre. Sowohl Frings als auch Adenauer sollten das Bild von Kirche und Politik in der jungen Republik entscheidend prägen.
Am 1. Mai 1942, als Köln schon in Trümmern versank, wurde Josef Frings zum Erzbischof geweiht. Anders als sein Vorgänger ließ er sich von den Nazis nicht den Mund verbieten, prangerte Judenverfolgung und Euthanasie an. Die Machthaber konnten ihn nicht absetzen, da der "Nüsser" (aus Neuss kommend) schon damals über einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung verfügte. Seine Standhaftigkeit gegenüber dem Terrorregime veranlaßte Papst Pius XII., ihn 1946 zum Kardinal zu befördern. Ein Jahr zuvor war er zum Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, der Vorläuferorganisation der Deutschen Bischofskonferenz, gewählt worden.
Joseph Ratzinger im Gespräch mit Josef Frings - Foto: picture-alliance/dpa
27 Jahre stand Frings an der Spitze des mit 2,5 Millionen Katholiken größten Erzbistums Deutschlands. Er war federführend an der Gründung des Hilfswerks "Misereor" (1958) beteiligt und heizte durch kontrovers diskutierte Kommentare die Debatte über die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Antisemitismus an. Den Höhepunkt seiner Karriere bildete jedoch das zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), an dessen Beschlüssen er großen Anteil hatte - er und sein "Peritus" (theologischer Sachverständiger) Joseph Ratzinger, der ihm angeblich auch eine seiner besten Reden geschrieben haben soll.
 Einige dieser Reden trug Josef Frings im perfekten Latein vor, gerne auch auswendig, was nicht zuletzt seiner Sehschwäche geschuldet war, die ihn im Alter von 75 Jahren nahezu erblinden ließ. Vom Konzil geschwächt, erbat er schon 1965 beim Papst um seine Entlassung, die ihm 1969 auch gewährt wurde.
Den Kölnern ist Frings noch heute bekannt. Unzählige Anekdoten ranken sich um die volkstümliche Nähe und die schonungslose Ehrlichkeit ihres Lieblingserzbischofs. Was es damit jedoch genau auf sich hat und was man im Rheinland unter "fringsen" versteht, dass erfahren Sie/erfahrt Ihr auf einer der Stadtführungen von "thulintours", über die man sich ganz einfach mit einem Klick in die Spalte rechts neben den Posts informieren kann.

Montag, 5. November 2012

Sing for President

Obama mag Al Green. Auf einer Wahlkampfveranstaltung am 19. Januar stimmte er überraschend dessen Hit "Let's stay together" an:
Kurz darauf lud der Präsident zu einer Blues-Nacht ins Weiße Haus. Unter den prominenten Gästen waren auch B.B. King und Mick Jagger. Gemeinsam mit ihnen sang er "Sweet Home Chicago". Ganz klar, dass Barack Obama nicht nur aufgrund seiner eigenen Lebensgeschichte die Blues-Fraktion für sich gewonnen hat.

Doch auch sein Herausforderer, Mitt Romney, scheut sich nicht davor, den 2,5 Millarden Dollar teuren Wahlkampf mit Gesangseinlagen zu verschönern:
Privat hört der Kandidat am liebsten die Beach Boys, was seinen Vizepräsidentschaftskandidaten Paul Ryan dazu bewegte, die Lieblingsmusik seines (vielleicht) zukünftigen Chefs als "Fahrstuhlmusik" zu bezeichnen. Ryan bezeichnet Rage Against The Machine als seine Lieblingsgruppe, eine dezidiert linke Rap-Rock-Band. Die haben sich natürlich sofort von ihrem republikanischen Fan distanziert. Später wollte Ryan "We're Not Gonna Take It" von Twisted Sister im Wahlkampf verwenden. Der Song der Glam-Metal-Band war in den 80ern eine weitverbreitete Hymne der Teenagerrebellion gegen autoritäre Väter. Doch auch hier erhielt der 42 jährige Hoffnungsträger junger konservativer Wähler eine klare Absage. Einige ihrer favorisierten Rocker konnten sich die Republikaner jedoch ins Boot holen. Kid Rock und Lynyrd Skynyrd unterstützen Romneys Wahlkampf. Nun könnte man sich zu Recht fragen, was diese nicht unbedingt als konservative Haudegen geltenden Musiker mit einem Mann wie Romney verbindet. Bei Clint Eastwood kann man es ja noch verstehen, aber Kid Rock? Oft ist es so, dass diese international erfolgreichen Künstler einzelne Themen des republikanischen Wahlkampfes favorisieren, wie zum Beispiel Waffen für alle, Abtreibungsverbot, eine kaum verhüllte Hasspolitik gegen Schwule, Frauen oder Latinos.

Zu Obamas Unterstützern gehört neben Mick Jagger der Rapper Jay Z und seiner Frau, Sängerin Beyoncé, die Foo Fighters, Quincy Jones, Herbie Hancock, die Rockbands Wilco und The National sowie Lady Gaga. Auch Ricky Martin ist für Obama. Damit gewinnt der Präsident einen Unterstützer, der gleich zwei Gesellschaftsgruppen vertritt: Latinos und Schwule. 

Nur bei einer Zielgruppe scheint Obama nicht die erhoffte Durchschlagskraft zu zeigen: Die US-Porno-Königin Jenna Jameson unterstützt die Kampagne seines Herausforderers.

Neue Post-Reihe: Die Kölner Erzbischöfe - Joachim Meisner

Foto: focus.de
Der Erzbischof von Köln ist der oberste Kirchenfürst für 2,14 Millionen Katholiken in Köln, Aachen, Limburg, Essen, Münster und Trier und damit des größten Bistums im deutschsprachigen Raum. Seit 1989 ist Joachim Meisner Erzbischof. Seine Kathedrale ist der Kölner Dom.

Aufgewachsen ist Joachim Meisner als Flüchtlingskind in der ehemaligen DDR. Zusammen mit seinen drei Brüdern und seiner Mutter war er 1945 vor der anrückenden sowjetischen Armee aus Breslau geflohen. Den Vater verlor er im Krieg. Pastor Heribert Böttcher hieß die Vertriebenen 1945 am Bahnhof von Mühlhausen (Thüringen) willkommen und lud sie zu einer Messe ein. Später wird Meisner sagen, dass diese Begegnung wegweisend für sein Leben war.
Die Verbindung aus katholischer Frömmigkeit und ehrgeiziger Karriereplanung wurde 1980 mit der Ernennung zum Bischof der gesamten Stadt Berlin belohnt. Nun verwaltete er das kirchenpolitisch schwierigste Bistum des geteilten Europas. Zeitgleich mit der Macht wuchs jedoch auch Meisners Unfähigkeit, den eigenen Arbeitgeber zu kritisieren.

Am 12. Februar 1989 ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Köln - eine hochbrisante Entscheidung, da der Vatikan einem DDR-Bürger einen Arbeitsplatz in Westdeutschland zuwies. Aus heutiger Sicht unglaublich, jedoch der Tatsache geschuldet, dass die DDR-Führung der katholische Kirche einen gewissen Freiraum gewährte. Zu anderen Anlässen hatte Staats- und Parteichef Honecker seinen totalitären Machtanspruch jedoch schon geltend gemacht, zum Beispiel als er Meisner unannehmbare Bedingungen für einen Besuch des Papstes im Jahr 1987 zum Katholikentreffen in Dresden stellte.

In Köln hatte es Meisner von Anfang an nicht leicht. Schon der Dienstbeginn wurde von zwei Auseinandersetzungen überschattet. Die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz sträubten sich gegen die päpstliche Einflussnahme bei seiner Wahl und erzwangen einen Änderung der Kölner Wahlordnung. Außerdem fiel es dem Kölner Domkapitel und der römischen Kurie sehr schwer, eine Einigung zu erzielen. Erst im dritten Wahlgang erhielt Meisner die erforderliche relative Mehrheit.

Der neue Erzbischof fiel in den folgenden Jahren durch kontrovers diskutierte Formulierungen auf, die von einer eher konservativen Auslegung der Bibel zeugten. So schmähte er den Religionsunterricht anderer Glaubensbekenntnisse in Kölner Schulen, zeigte durch umstrittende Personalentscheidungen, dass er Mitglieder von Opus Dei homosexuellen Kirchendienern vorzieht und hätte das moderne Domfenster von Gerhard Richter am liebsten in eine Moschee verbannt.
Folgendes Video: Entzug der Lehrerlaubnis für den homosexuellen Religionslehrer David Berger:
Auf kirchenpolitischer Ebene wurde Meisner sogar schon als möglicher neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gehandelt. Seine sehr enge Bindung zum Papst missfällt jedoch vielen anderen deutschen Bischöfe, die sich gegenüber Rom ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bewahren wollen. Auch vielen seiner "Schäfchen" scheinen es ihm in der Vergangenheit übelgenommen zu haben, dass er sowohl den Katholikentag als auch den Ökumenischen Kirchentag in Berlin scharf kritisiert hat.

Presseberichten zufolge fördert Joachim Meisner, der seit 1983 auch den Titel "Kardinal" führt, durch Personalentscheidungen aktiv die Aufnahme von Mitgliedern der Laienorganisation "Opus Dei" in hohe kirchliche Ämter. Aus seine Bewunderung für diese kircheninterne Organisation macht er kein Geheimnis.

Meisner regiert er eine der wichtigsten und reichsten Diözesen der Welt, deren Haushalt mit 678 Millionen Euro dreimal so hoch ist wie der des Vatikans. 2008 lehnte Papst Benedikt XVI. das aufgrund des Alters (75 Jahre) notwendig gewordene Rücktrittsgesuch "seiner Exzellens" (offizielle Anrede) Joachim Kardinal Meisners ab. Er wird Köln also noch mindestens bis zur nächsten Papstwahl erhalten bleiben.

Sonntag, 4. November 2012

Lasst uns alle Juden sein!

Oliver Polak & Carsten "Erobique" Meyer - Lasst uns alle Juden sein


Nach dem Showerfolg "Jud Süß Sauer" ist Oliver Polak seit Februar mit seinem neuen Programm "Ich darf das - Ich bin Jude" auf Tour: