Der Ottmar-Pohl-Platz im Kölner Stadtteil Kalk. 8:30 Uhr morgens. Die nächsten drei
Stunden werde ich im "Amt für Ausländerangelegenheiten", Abteilung "Bonitätsprüfung" verbringen.
Im
Wartebereich, direkt an der Ballustrade zu dem gigantomanisch konzipierten
Innensaal des Hauses, warte ich darauf, dass meine Nummer aufgerufen wird. Ich sitze zwischen einer Familie mit zwei Kindern und einem jungen Mann, der wie ein Student aussieht.
Folgende Dokumente haben wir alle mitgebracht:
1. die Lohnbescheinigungen der letzten sechs Monate (von beiden Ehepartnern)
2. die Kontoauszüge, die den Eingang der Gehälter auf das Konto dokumentieren
3. den Mietvertrag
4. Bescheinigungen über laufende Kosten (z.B. Versicherungsbeiträge)
5. Bescheinigungen über Kreditabzahlungen (falls vorhanden)
6. die Arbeitsverträge
7. Bescheinigung über das Kindergeld (durch Kontoauszug dokumentiert)
8. und bei Selbstständigkeit: BWA – Betriebeswirtschaftliche Auskunft
Nur wenn alle Unterlagen vollständig sind, wird man uns eine Verpflichtungserklärung mit Bonitätsprüfung ausstellen. Die Familie, der Student, das gerade eingetroffene
Pärchen im business casual und ich wollen einen Verwandten (manchmal auch einen Bekannten) aus einem Visum-pflichtigen Land außerhalb der EU zu einem Besuch in Deutschland einladen.
Durch die Verpflichtungserklärung wird sichergestellt, dass meine Frau und ich im Falle einer "Abschiebung" oder "Zurückschiebung" meiner Schwiegereltern die Kosten für den Transport tragen können. Dieser erfolgt zum Beispiel, wenn sie eine Straftat bestehen.
Meine Schwiegereltern erhalten ein Visum, wenn sie in der deutschen Botschaft ihres Heimatlandes folgende Dokumente vorgelegt haben:
- eine
offizielle Einladung
- eine Reisekrankenversicherung
- ein Hin- und
Rückflugticket
Bekannte
von uns haben im letzten Jahr versucht, einen Verwandten aus Cuba einzuladen. Man
hat ihnen trotz Vorlage aller geforderten Dokumente die Einreise nicht bewilligt.
Nummer
17 – Ich werde aufgerufen. Die Nervosität steigt.
Die
Frau, die meinen Antrag bearbeitet, kenne ich schon. Schließlich bin ich schon
zum vierten Mal hier.
Wir gehen alle Kontoauszüge, Arbeitsverträge und
Versicherungsbescheide zügig durch. Vor drei Wochen ist mein Antrag abgelehnt worden. Heute kann ich mehr Sicherheiten vorweisen. Und ich habe Glück. Nachdem ich 25 Euro Bearbeitungsgebühr bezahlt habe, bekomme ich die
Erklärung.
Meine
Frau ist seit acht Jahren in Deutschland. Sie zahlt seit sieben Jahren Steuern,
vor einem Jahr hat man ihr die Staatsbürgerschaft bewilligt. Unser
Bekannter hat mir erzählt, dass man ihm im Amt für Ausländerangelegenheiten gesagt hätte, dass es
einfacher sei, einen Afghanen nach Deutschland einzuladen, als einen Cubaner.