Montag, 24. November 2014

Das Kopftuch ist out

Der Trend geht zum Schal

"Ein Kopftuch trägt eher die ältere Generation. Junge muslimische Frauen falten sich aus einem rechteckigen Schal eine etwas modischere Version der Kopfbedeckung." sagt Zehra, die Fialleiterin von "Ahsen und Album" in Köln Ehrenfeld.
Religion und Mode - Unvereinbar im Islam? [Foto: M.Thulin]
Die 10 Mitglieder des Studentischen Forums für Integration und Bildung (FIB) e.V. löchern Zehra geradezu mit Fragen. Sie wollen wissen, warum sie die Kopfbedeckung trägt, welche Reaktionen es darauf in der Schule oder in der Universität gab. Die Stimmung ist gut. Es wird viel gelacht und gescherzt. Nach 20 Minuten muss Stadtführer Markus Thulin die Gruppe höflich aber bestimmt bitten, sich von Zehra zu verabschieden. Schließlich warten noch weitere interessante Gesprächspartenr entlang der Venloer Straße. Muslimische Gesprächspartner.

Muslime in Köln Ehrenfeld - Ein Stadtrundgang durch Köln Ehrenfeld
Besuch in der bosnischen Moschee [Foto: M. Thulin]
Die ehrenamtlich engagierten Studierenden des FIB leiten Tutorien an sechs Kölner Schulen. Dort unterstützen sie SchülerInnen, die sich eine kommerzielle Nachhilfe nicht leisten können. Sie wünschten sich von Markus Thulin eine Stadtführung zum Thema Islam da viele der Tutoriumsteilnehmer Muslime sind. 

Nähere Informnationen zu dieser und anderen Stadtführungen bei Thulintours:
http://www.thulintours.com/

Website des FIB Köln :
http://www.fib-koeln.de/der-verein/


Mittwoch, 22. Oktober 2014

Kindheit in der Diktatur – La niñez en tiempos de dictadura: Argentinien und Deutschland


Ein Internationaler Workshop - 13./14.10.2014 in Köln

Fotos: Dr. Jörn Wendland
Text: Markus Thulin

Version in Spanisch [link]
Sie waren keine Mitglieder der HJ oder der Ernst Thälmann Jugend, fügten sich nicht in die für sie vorgeschriebene Rolle in der Diktatur an. Ganz anders als viele ihrer Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder. Diese hatten sich still und unauffällig den neuen Lebensumständen angepasst - die breite Masse der „Unauffälligen“ im NS-Staat, der DDR oder der Militärdiktatur in Argentinien. Sie wollten einfach in Ruhe gelassen werden, sich nicht mit den Problemen anderer Menschen belasten. 

Viele von ihnen waren keine fanatischen Anhänger von Adolf Hitler, Jorge Rafael Videla oder Erich Honecker, doch hätten sie sich niemals gegen das politische System aufgelehnt.

In Dirk Reinhardts Roman „Edelweißpiraten“ (2013) treffen zwei Jugendliche, die zur gleichnamigen Widerstandsgruppe gegen den NS-Staat gehören, auf ein altes Ehepaar. Die verstecken sie in ihrem Kleiderschrank. Nur so entkommen sie der SS. Weil sie Parolen gegen Hitler und den Krieg an die Wand einer Unterführung geschrieben haben droht ihnen jetzt die Todesstrafe. Dann erzählen ihnen ihre Retter, dass man in der Stadt heimlich über diese Parolen redet:

„Manche hättens’s am Liebsten, wenn sie euch kriegen, oder ihr wenigstens von selbst damit aufhört. Weil sie Angst haben, dass es sonst für alle Ärger gibt. Vielen sprecht ihr aus der Seele. Die würden die Sprüche glatt unterschreiben, wenn sie sich nur trauen. Aber,“ er hat sich vorgebeugt und uns angesehen, „macht euch nichts vor. Wenn es ernst wird, ist hier keiner, der euch hilft.“

[Dirk Reinhardt, Edelweißpiraten, 2013]

Kindheit in der Diktatur – das ist nicht in erster Linie die Geschichte des Kampfes der Widerstandskämpfer, es ist quantitativ vorallem die Geschichte von Kindern deren Eltern über Folter, Entführung und Mord Bescheid wussten oder hinter vorgehaltener Hand davon gehört hatten und trotzdem dazu schwiegen. Es sind die Kinder einer Diktatur, die das autoritäre Regime und den Krieg nicht als die Ursache dieses Unrechts erkennen durften. Den Widerstand als Sinnlosigkeit, Marginalität, Mißerfolg oder einfach nur als persönliches Unglück einer Minderheit zu begreifen - das war das Schicksal der meisten Kinder während und auch nach der Diktatur. 

Der Workshop am 13. und 14. Oktober 2014 in Köln gab darum denen eine Stimme, die nicht dazugehören wollten oder durften und schon als Kinder zu Opfern der Diktatur wurden.

Doch wie erleben Kinder und Jugendliche eine Diktatur? Wie erinnern sie später ihre Erlebnisse? Und wie, wozu und für wen kann Literatur solche Erlebnisse und Erinnerungen erzählen? Gibt es dabei Gemeinsamkeiten über Grenzen hinweg? 
Die Teilnehmer: Félix Bruzzone [3.v.li.], Inés Garland [1.v.li.], Julián López [4.v.li.], Dirk Reinhardt [1.v.re.], Jochen Schmidt, Grit Poppe [hinten, li.], Silvana Mandolessi [hinten, re.], Ilse Logie, Mariana Eva Pérez sowie Studenten der Universität Köln

Leitung: Prof. Dr. Katharina Niemeyer, Victoria Torres
Veranstaltungsorte: Universität Köln, Volkshochschule Köln
 
Die Veranstaltung bot den Teilnehmern einen vergleichenden Blick auf Werke der argentinischen und deutschen Gegenwartsliteratur, die diese Themen behandeln. Dabei wurde ein weiter Bogen gespannt – von der Jugendliteratur zum Roman für Erwachsene, vom jugendlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und das DDR-Regime zu den Kindern der „desaparecidos“ während der argentinischen Militärdiktatur, von der direkten Verfolgung bis zum Heranwachsen unter scheinbar sicheren Umständen, von anteilnehmender Vergegenwärtigung bis zu Komik und Satire.
Foto: v.l.: Markus Thulin, Julián López, Victoria Torres, Dirk Reinhardt, Mariana Eva Pérez, Félix Bruzzone und Grit Poppe


Eine kurze Biographie der Teilnehmer sowie das Programm finden Sie/findet Ihr unter folgendem link: 
[Kindheit in der Diktatur]

Vielen Dank an das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln [link] und seinem Direktor Dr. Werner Jung für den Besuch der Gedenkstätte Gestapogefängnis und die anschließende Dikussion im Rahmen des Workshops. 
Foto unten rechts: Besuch der Gedenkstätte Gestapogefängnis im Kölner EL-DE-Haus, dem NS-Dokumentationszentrum

Nicht alle präsentierten Werke und ihre Autoren können in den nun folgenden Posts ausführlich beschrieben werden. Die Präsentation von vier Vorträgen dient so lediglich als Querschnitt durch das Themenspektrum des Workshops.

Samstag, 6. September 2014

Premiere - K R I E G S K U N S T


Aufführungen 2014 30. November 2014 um 17:00 Uhr  
Kölnisches Stadtmuseum
Wegbeschreibung [link]


29. September 2014 - 19:00 Uhr im OT-Nonni, Köln Ehrenfeld


"Es muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf! zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sich neu gründeten."



Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Oliver Schnelker und Christoph Wehr sitzen vor einer roten Backsteinwand. Im Licht zweier Schreibtischlampen rezitieren sie aus einem offiziellen Kriegsaufruf von 1914, dann aus den Tagebüchern und epischen Texten der Kämpfer für dieses Vaterland. Die Gefühle der Täter, die auch Opfer waren. 



Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues
"Graues Licht sickert zu uns hinein. Wind fegt über den Friedhof. Ich schiebe mich über den Rand des Trichters. In der schmutzigen Dämmerung liegt vor mir ein ausgerissenes Bein, der Stiefel ist vollkommen heil, ich sehe das alles ganz deutlich im Augenblick. Aber jetzt erhebt sich wenige Meter weiter jemand, ich putze die Fenster, sie beschlagen mir vor Aufregung sofort wieder, ich starre hinüber – der Mann dort trägt keine Gasmaske mehr.
Noch Sekunden warte ich – er bricht nicht zusammen, er bricht suchend umher und macht einige Schritte, - der Wind hat das Gas zerstreut, die Luft ist frei – da zerre ich röchelnd ebenfalls die Maske weg und falle hin, wie kaltes Wasser strömt die Luft in mich hinein, die Augen wollen brechen, die Welle überschwemmt mich und löscht mich dunkel aus."

Die Spannweite ist breit. Sie reicht von der uns allgemein durch die Schule bekannten pazifistische Nachkriegsliteratur zu den knappen, präzisen, manchmal unschuldig plaudernden, manchmal heroisierenden Schilderungen der Frontsoldaten. Das OT Nonni in Köln Ehrenfeld wird an diesem Freitagabend nur durch die Schreibtischlampen ein wenig erhellt.
Eigenartig radikal sind die Texte, scheinbar minimal die angekündigte Darstellungsform der szenischen Lesung. Und doch ruhen die Vorlesenden nicht auf ihren Sitzen. Es sind Schauspieler die wissen, warum Edlef Köppen schauspielerte - wenn er sich die Maske des Heeresberichts aufsetzte – wenn er nach der physischen Vernichtung durch Gas, Krankheit und Verwundung bis 1918 nun auch die letzten Reste seines Glaubens an die Menschlichkeit zerstört - sich durch seine chauvinistischen Glorifizierung der Ereignisse von der Kriegsmaschine erneut verheizen läßt.  

[...] »Schnellfeuer«, das heißt: nach zehn Minuten ist der Pulsschlag der Menschen verdoppelt. Das Herz schlägt nicht mehr in der Brust, sondern im Hals. Erst hat der Puls die Glieder zittern lassen. Dann stemmen sie sich gegen sein Kommando, werden wie Eisen und werden Teil der großen Maschine: Sechs Geschütze: Eine Batterie."

Noch radikaler sind jedoch Schilderungen eines Soldaten im Heimaturlaub – Die Konfrontation mit einer anderen Welt, mit dem Leben hinter der Front.

"Aber mit den Leuten kann ich nicht fertig werden. Die einzige, die nicht fragt, ist meine Mutter. Doch schon mit meinem Vater ist es anders. Er möchte, daß ich etwas erzähle von draußen, er hat Wünsche, die ich rührend und dumm finde, zu ihm schon habe ich kein rechtes Verhältnis mehr. Am liebsten möchte er immerfort etwas hören. Ich begreife, daß er nicht weiß, daß so etwas nicht erzählt werden kann, und ich möchte ihm auch gern den Gefallen tun; aber es ist eine Gefahr für mich, wenn ich diese Dinge in Worte bringe, ich habe Scheu, daß sie dann riesenhaft  und sich nicht mehr bewältigen lassen. ..."

Chrsitoph Wehr und Oliver Schnelker gelingt es mit minimalen Mitteln in Gestik und Mimik, mit Betonung, Tempo, Synergie und Kontrast die Gedanken der Täter und Opfer über die menschenverachtene Brutalität ihres Vaterlandes wiederzugeben, dass mit Aufrufen wie diesem das Leben seiner Kinder preisgab:

"Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens.
Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war.
Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war."
 


Nähere Informationen zu drama-TISCH finden Sie unter

Dienstag, 2. September 2014

Los Desaparecidos

Die Verschwundenen

Über 350 000 Menschen ließen die lateinamerikanischen Militärdiktaturen verschwinden. In den 1970er und 1980 verloren Mütter ihre Söhne, Frauen ihre Ehemänner und Kinder ihre Eltern.

http://bc03.rp-online.de/polopoly_fs/abel-madariaga-r-secretary-of-the-1.2140194.1316822857!httpImage/368434441.jpg_gen/derivatives/d950x950/368434441.jpg 
Foto: rp-online.de


Im Ferbruar 2010 traf Abel Madariaga nach 32 Jahren Ungewissheit seinen Sohn Francisco. Er beschrieb das Treffen mit folgenden Worten: „Als ich durch die Tür kam wußten wir beide sofort, dass wir eine Familie sind.“
Abel und seine Frau Silvia gehörten 1978 zu einer linksgerichteten Widerstandsgruppe gegen die argentinische Miltärregierung. Ihm gelang die Flucht ins Exil. Seine Frau Silvia, im vierten Monat schwanger mit Francisco, verschwand spurlos.
Es war der 101. Mal, dass eine durch die Diktatur getrennte Familie wieder zusammenfand. Und erstmals konnte ein Vater seinen Sohn in die Arme schließen. Oft sind nur noch die Großeltern der später zur Adoption freigegebenen Kinder am Leben. Viele der „desaparecidos“ – der „Verschwundenen“, wie man sie heute in Argentinien kennt, sind von der Militärregierung ermordet worden. Die Gefangenen warf man lebendig aus Flugzeugen über dem Meer ab.
Die Suche nach den Kindern der „desaparecidos“ wird fortgesetzt. Gleichzeitig gibt es immer wieder spektakuläre Gerichtsverfahren, wie im Jahr 2012. Fast 30 Jahre nach Ende der Diktatur wurde gegen 68 weitere Beschuldigte im 5. Gericht von Buones Aires der Prozess eröffnet. Darunter waren acht Piloten der damaligen argentinischen Luftwaffe, die die sogenannten Todesflüge ausführten.

Augusto Pinochet in Chile, der argentinische General Jorge Rafael Videla und seine Nachfolger in Argentinien, Alfred Stroessner in Paraguay und Luis García Meza in Bolivien - sie stehen für einen Rechtsruck in Lateinamerika im Anschluss an die zerplatzten Idealer eines demokratischen Sozialismus - sie achteten keine Menschenrechte und verfolgten rücksichtslos die Oposition. Diese bekannte sich oft zu sozialistischen Idealen, war jedoch untereinander zerstritten und fürchtete die brutale Machtausübung der neuen Herren über den Kontinent. Ein Kontinent, der aufgrund seiner reichen Rohstoffvorkommen nach kurzen spektakulären Höhenflügen immer tiefer in Wirtschaftskrisen stürzte. Die großen Mehrheit der Argentinier, Bolivianer, Peruaner oder Brasilianer lebte in bitterer Armut oder weit außerhalb der staatlichen Strukturen. Die Diktatur brachte sie nun mit einem für sie neuen Typus von Überwachung und Kontrolle in Kontakt. Rassismus, Chauvinismus, radikaler Liberalismus - Bis auf Armee und Rohstoffe privatisierte Pinochet in Chile alles, in Argentinien führte man in einer national aufgeheizten Stimmung Krieg gegen England und in Bolivien wurde der Staat zum größten Kokainproduzenten. Die lateinamerikanischen Diktaturen waren so unterschiedlich wie die Völker, die ihre Länder bewohnen. Und doch hatten sie eine klare Gemeinsamkeit - eine, die sie unbedingt aufrecht erhalten wollten - zur Not auch gemeinsam. "Operation Condor" [link - Spanisch] hieß die übernationale Zusammenarbeit in der Verfolgung von Regimegegnern. Das Militär verhaftete Gewerkschaftler, ehemaligen Weggefährten auf dem Weg zur Alleinherrschaft oder Angehöriger linker Opositionsgruppen. Darin war man sich einig.
"Wo ist mein Sohn? Er kam nicht von der Arbeit zurück. Er hatte ein gestreiftes Hemd an. Er ist ein guter Junge...."
Ruben Blades (Panama) erzählt von einem der vielen vermissten Söhne und den unzähligen vermissten Töchtern und Ehemännern. Das Lied heißt "Desapareciones", hier in einer Version der "Fabulosos Cadillacs" (Argentinien) mit einem Livemittschnitt aus dem Jahr 1999.
Der Beginn der Militärdiktaturen makierte in Lateinamerika auch den traurigen Höhepunkt öffentlicher Gewalt auf den Straßen und geheimer Folterungen in vergessenen Kellern. Auch wenn in Guatemala oder San Salvador heute durch Bandenkriege wieder genauso viele Menschem sterben wie in den Zeiten der Diktatur  - niemals war die Verfolgung so koordiniert und perfide verfeinert. 
Im Vorfeld der blutigen Machtübernahmen - Anfang der 1970er Jahre - hatten sich sich die politischen Auseinandersetzungen radikalisiert. Fidel Castro schenkte Salvador Allende bei einem Staatsbesuch eine Kalaschnikov.
Viele Menschen wollten jedoch endlich Ruhe und Ordnung. "Frieden und Arbeit" wie es der bolivianische Diktator Hugo Banzer für sein Volk verkündete. Noch heute reden viele Chilenen nicht von einer Diktatur wenn man sie zu Pinochet befragt. Denn es war im Vergleich zur breiten Masse der Mitläufer und der sich ins Private Zurückziehenden nur eine kleine Minderheit, die den Widerstand über zwei Jahrzehnte aufrecht erhalten sollte. Ihre Opfer sind zu einem nationalen Trauma geworden. In Argentinien suchen heute Hunderte von Müttern medienwirksam ihre "Desaparecidos". Nicht nur in der Musik, auch im Film rückt die Erinnerung - "La Memoria" - in das kollektive Bewusstein des krisengeschüttelten Landes.

Ausschnitt aus dem Film "Garage Olimpo" - Argentinien 1999


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"La Memoria" von Leon Gieco - gesungen zusammen mit Victor Heredia - beide aus Argentinien

"La memoria pincha hasta sangrar a los pueblos que la amarran y no la dejan andar libre como el viento" 

"Die Völker, die sie nicht frei wie den Wind fliegen lassen, denen versetzt die Erinnerung blutige Stiche."


Mittwoch, 27. August 2014

K R I E G S K U N S T


Eine szenische Lesung
mit Oliver Schnelker & Christoph Wehr

Thema - Der Erste Weltkrieg.
Vor 100 Jahren taumelte Europa in ein großes Abenteuer. Das vermeintliche „Völkerringen“ wurde zum bis dahin größten Fiasko der Menschheit.

In Köln kam es genauso wie in Wien, Berlin oder Dresden zu einer – aus heutiger Sicht unverständlichen – Begeisterung, zu einer breiten Zustimmung zu Gewalt und Vernichtung. Bürger gingen spontan auf die Straße und feierten die Verlesung der Kriegserklärung.Der erwarte Sieg war für viele Deutsche einzig und allein eine Frage des Nationalstolzes.

Ernst Jünger: „Ich hasse die Demokratie wie die Pest.“
Materialschlachten, die Millionen von Menschen das Leben kosteten, das Scheitern der deutschen Großmachtpolitik – von der Weimarer Republik fühlten sie sich in Ihrer Ehre verletzt – Soldaten des verlorenen Krieges wie Ernst Jünger wurden zu den radikalsten Feinden der ersten deutschen Republik.

1920 erstmals unter dem Titel  "In Stahlgewittern" erschienen stellt der Kriegsheld der Kaiserzeit und nun einfacher Leutnant der Reichswehr den pazifistischen Autoren der ungeliebten Republik mit seinem Kriegstagebuch einen unmittelbaren Militarismus gegenüber.


Die Prosa und Lyrik des Krieges
Die szenischen Lesung gibt beiden, den Gegnern und Befürwortern des Krieges Raum, führt zu einem Dialog über den Alltag an der Front, über „Heldenmut“ und „Freiheit“. Visionen und Reflexionen der Gewalt – das Trauma einer ganzen Generation – nicht nur bei Jünger – sondern auch in den Worten Erich Maria Remarques („Im Westen nichts Neues“) und des dokumentarischen „Heeresberichts“ von Edlef Köppen.

So fern die begeisterten Kriegsfreiwilligen von 1914 auch heute für uns sein mögen, so sehr wir uns auch mit der  friedlichen Grundaussage von „Im Westen nichts Neues“ zu identifizieren glauben. Wir fern von uns sind heute die Gefühle des Kriegsfreiwilligen Jünger? Er war von der Notwendigkeit seines Handelns überzeugt. Sind wir es von unseren Überzeugungen?

Eine Produktion von drama-TISCH!


Premiere

am 29.08.2014 um 19 Uhr
Im OT Nonni
Helmholtzplatz 11
50825 Köln
Wegbeschreibung [link]
Tickets: 10 Euro 
Kartenvorbestellung: karten@drama-tisch.de


Weitere Aufführungen:

19. September 2014 um 20:00 Uhr im Museum Abtsküche in Heiligenhaus 
Weitere Informationen [link]

30. November 2014 um 17:00 Uhr im Kölnischen Stadtmuseum
Wegbeschreibung [link]

Nähere Informationen zu drama-TISCH finden Sie unter