Dienstag, 19. November 2013

Von Handys und Flamingos

Lithiumabbau in Chile
Schmiermittel, Batterien, winzige Herzschrittmacher, Elektroautos, Hochleistungsspiegel für Großteleskope, Raumfahrzeuge, Kernfusionsreaktoren - Lihium ist vielseitig einsetzbar und mitlerweile unersetzlich für viele Bereiche unseres täglichen Lebens.
Doch wo und wie wird es abgebaut? Schädigt die Rohstoffgewinnung die Umwelt?
Weltweit gibt es nur 11 Lagerstätten für Lithium. Es kommt seltener als Natrium doch häufiger als Zinn vor. Drei der Lagerstätten sind Sole- also Salzminen. Doch dort wird fast 60% der Lithium-Weltproduktion in riesigen Verdunstungsanlagen herausgefiltert.

Überhitz Lithium, kann es zur Explosion kommen - wie hier bei diesem Handy [Foto: www.blick.ch]


Lithium ist das leichteste Metall der Erde (0,53g/cm3) und außerdem extrem leitfähig. Der begehrte Rohstoff wird seit den 1980er Jahren im immer größeren Stil in einer nahezu unbesiedelten Region der Anden, im Südwesten Boliviens und im Norden Chiles, abgebaut. Dort befinden sich in großen Salzseen die direkt an der Erdoberfläche liegende Vorkommen des Metalls.
Sowohl im "Salar de Atacama" (Chile), also auch im "Salar de Uyuni" (Bolivien) vermutet man heute die größten Lithiumvorkommen der Welt. Während die Förderung in Bolivien aufgrund der Armut des Landes und der über einen langen Zeitraum instabilen politischen Lage erst jetzt so richtig in Gang kommt, gibt es im Bereich des Aatacamasees schon viele große Abbaugebiete.
Die Karte zeigt die Lage der Atacamawüste, in der sich der Atacamasee befindet [Foto: http://www.geschichteinchronologie.ch]
Der Salar de Atacama liegt in der II. Region Chiles – 200km östlich der Hafenstadt Antofagasta. Seine Ausmaße liegen in Nord-Süd-Richtung bei 90 in Ost-West-Richtung bei ungefähr 50 Kilometer. Der Salzsee liegt auf der tiefsten Stelle eines abflussfreien Beckens (2300m über dem Meeresspiegel) begrenzt von der 4000 Meter hohen Westkordillere "Demeyko" mit dem 4200m aufragenden "Cordon Barros Arana" und dem mehr als 6000 Meter hohen Gebirgszug der Anden (Vulkane "Aguas Calientes" und "Lascar").
 
Der Cordon Barros Arana [Foto: http://www.panoramio.com]
Vulkane Aguas Calientes (5924m. li.) und Lascar [Foto: www.andes.org]
Unterhalb der 0,5 Meter dicken Salzkruste ist der Salar ähnlich wie ein poröser Schwamm aufgebaut, wobei die ausgebildeten zahllosen Hohlräume bis in einer vermuteten Tiefe von 200 Meter mit soligem Wasser gefüllt sind.

Die Lithiumvorkommen sind bislang größtenteils nicht regenierbar. Ein extrem langer Entstehungsprozess, in dem in Falle der Atacamawüste ein ganzer Ozean verdunstete und dabei Salz und Mineralien zurückließ, brachte dem Norden Chiles den neben dem Kupferabbau wichtigsten Rohstoff des Landes. Die Rohstoffe der Atacamawüste, der trockensten Wüste der Erde, sind Chiles Reichtum, Exportschlager, politisches Druckmittel und Schicksal geworden. Schon kurz nach der Staatsgründung errang das Land Ende des 19. Jahrhunderts in einem Krieg mit Bolivien und Chile die Abbaurechte der einstmals so wichtigen Salpetervorkommen. Die Abbaugebiete dieses für Dünger und Schießpulver wichtigen Rohstoffes sind heute verwaist. Lithium ist die neue Goldader der Atacama. Doch vor der staatlichen chilenischen "Sociedad Miniera Salar de Atacama" gilt das deutsche Unternehmen "Chemetall" als größter Lithiumförderer - und produzent der Welt.
Foto: http://www.chemetall.com
Zur Produktpalette des Frankfurter Unternehmens, welches Teil des US-amerikanischen Rockwood-Konzern ist, gehören 170 Produkte. Deutsche Wissenschaftler sind es auch, die den Lithiumanteil im bolivianischen Salar de Uyuni messen und neue Methoden entwickeln, den wertvollen Rohstoff zum Beispiel durch das Recycling von Batterien, nicht mehr alleine aus den Soleminen zu gewinnen.
Umweltprobleme
Für die Erzeugung von Lithium wird die Salzlake (Grundwasser mit einem hohen Mineralanteil) aus dem Boden in Teiche zum Verdunsten gepumpt. Durch zahlreiche Verdunstungsschritte kann das Lithium-Karbonat weiterverarbeitet werden. 
Der Lihium-Abbau stellt eine große Umweltbelastung dar [Foto: http://www.reduse.org/de/blog/lithium-gewinnung]
Der Lithium-Abbau führt in den Abbaugebieten zu einer Verringerung der ohnehin schon knappen Wasservorräte, da im Rahmen der Produktion Wasser verdunstet wird. Gerätschaft und Transportmittel verursachen eine beträchtliche Umweltverschmutzung. Als letzte Konsequenz führt die Ausweitung der Abbaugebiete zum Aussterben der heimischen Pflanzen- und Tierarten (Flamingos brüten hier) sowie der Versorgungsgrundlage der Ureinwohner (oft Salzgewinnung). Der folgende Film zeigt am Beispiel Boliviens eindrücklich, wie die Salzproduktion am Salar de Uyuni das uralte Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch in Gefahr bringt:

„Bolivien im Lithium –Rausch“

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