Ein Internationaler Workshop - 13./14.10.2014 in Köln
Fotos: Dr. Jörn Wendland
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtYJjkdTxZLfk_zaqJoR4pSMo33zlaqt_aU0rXoaLU8yWZcfnT5DIIabm6O-oP4fg5ii7SggRXBjZKbJsNDGtrlW2ADPDAziV0V6oVVwbNQkYda7yUX3V8E3e-Rd0RROtQj5qTojgp-lA/s1600/Titelbild+kindheit+diktatur+workshop+13-14-2014.jpg)
Viele von ihnen waren keine fanatischen Anhänger von Adolf Hitler, Jorge Rafael Videla oder Erich Honecker, doch hätten sie sich niemals gegen das politische System aufgelehnt.
In Dirk Reinhardts Roman „Edelweißpiraten“ (2013) treffen zwei Jugendliche, die zur gleichnamigen Widerstandsgruppe gegen den NS-Staat gehören, auf ein altes Ehepaar. Die verstecken sie in ihrem Kleiderschrank. Nur so entkommen sie der SS. Weil sie Parolen gegen Hitler und den Krieg an die Wand einer Unterführung geschrieben haben droht ihnen jetzt die
Todesstrafe. Dann erzählen ihnen ihre Retter, dass man in der Stadt heimlich über diese Parolen redet:
„Manche hättens’s am Liebsten, wenn sie euch
kriegen, oder ihr wenigstens von selbst damit aufhört. Weil sie Angst haben, dass
es sonst für alle Ärger gibt. Vielen sprecht ihr aus der Seele. Die würden die
Sprüche glatt unterschreiben, wenn sie sich nur trauen. Aber,“ er hat sich
vorgebeugt und uns angesehen, „macht euch nichts vor. Wenn es ernst wird, ist hier keiner, der euch hilft.“
[Dirk
Reinhardt, Edelweißpiraten, 2013]
Kindheit
in der Diktatur – das ist nicht in erster Linie die Geschichte des Kampfes der
Widerstandskämpfer, es ist quantitativ vorallem die Geschichte von Kindern deren Eltern über Folter, Entführung und Mord Bescheid wussten oder hinter vorgehaltener Hand davon gehört hatten und trotzdem dazu schwiegen. Es sind die Kinder einer Diktatur, die das autoritäre Regime und den Krieg nicht als die Ursache dieses Unrechts erkennen durften. Den Widerstand als Sinnlosigkeit, Marginalität, Mißerfolg oder einfach nur als persönliches Unglück einer Minderheit zu begreifen - das war das Schicksal der meisten Kinder während und auch nach der Diktatur.
Der Workshop am 13. und 14. Oktober 2014 in Köln gab darum denen eine Stimme, die nicht dazugehören wollten oder durften und schon als Kinder zu Opfern der Diktatur wurden.
Der Workshop am 13. und 14. Oktober 2014 in Köln gab darum denen eine Stimme, die nicht dazugehören wollten oder durften und schon als Kinder zu Opfern der Diktatur wurden.
Doch wie erleben Kinder und Jugendliche eine Diktatur? Wie erinnern sie später ihre Erlebnisse? Und wie, wozu und für wen kann Literatur solche Erlebnisse und Erinnerungen erzählen? Gibt es dabei Gemeinsamkeiten über Grenzen hinweg?
Die Teilnehmer: Félix Bruzzone [3.v.li.], Inés Garland [1.v.li.], Julián López [4.v.li.], Dirk Reinhardt [1.v.re.], Jochen Schmidt, Grit Poppe [hinten, li.], Silvana Mandolessi [hinten, re.], Ilse Logie, Mariana Eva Pérez sowie Studenten der Universität Köln
Leitung: Prof. Dr. Katharina Niemeyer, Victoria Torres
Veranstaltungsorte: Universität Köln, Volkshochschule Köln
Die Veranstaltung bot den Teilnehmern einen vergleichenden Blick auf Werke der argentinischen und deutschen Gegenwartsliteratur, die diese Themen behandeln. Dabei wurde ein weiter Bogen gespannt – von der Jugendliteratur zum Roman für Erwachsene, vom jugendlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und das DDR-Regime zu den Kindern der „desaparecidos“ während der argentinischen Militärdiktatur, von der direkten Verfolgung bis zum Heranwachsen unter scheinbar sicheren Umständen, von anteilnehmender Vergegenwärtigung bis zu Komik und Satire.
Foto: v.l.: Markus Thulin, Julián López, Victoria Torres, Dirk Reinhardt, Mariana Eva Pérez, Félix Bruzzone und Grit Poppe
[Kindheit in der Diktatur]
Vielen Dank an das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln [link] und seinem Direktor Dr. Werner Jung für den Besuch der Gedenkstätte Gestapogefängnis und die anschließende Dikussion im Rahmen des Workshops.
Foto unten rechts: Besuch der Gedenkstätte Gestapogefängnis im Kölner EL-DE-Haus, dem NS-Dokumentationszentrum
Foto unten rechts: Besuch der Gedenkstätte Gestapogefängnis im Kölner EL-DE-Haus, dem NS-Dokumentationszentrum
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