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Was
ist nur mit Harry los? Er ist nicht der klassische Außenseiter. Er ist keiner
von den Coolen aber auch kein typischer Loser. Harry ist gutaussehend,
intelligent und schlagfertig.
Und
trotzdem hat er Probleme, gravierende Probleme. Harry kommt immer zu spät zum
Unterricht, oft geht er nach einer Stunde wieder – wenn er überhaupt erscheint.
Er beleidigt Lehrer und er ist faul. Wenn er mal da ist, dann sitzt er nur
gelangweilt rum, wirkt abwesend oder schläft fast ein. Harry wird von seinen
Klassenkameraden toleriert, vielleicht sogar bewundert, und trotzdem hat er
dort keine Freunde. Es ist nicht so, dass niemand mit ihm zusammen sein möchte,
aber Harry läßt die anderen einfach nicht an sich heran.
Für
Kinder wie Harry gibt es Zukunftskonferenzen. Dort sagt man ihm, dass er von
der Schule fliegen wird, wenn er sein Verhalten nicht ändert. Ihm ist das
anscheinend egal. Noch nie habe ich Harry aufgeregt oder besorgt erlebt.
Immer
wenn ich ihn treffe, dann ist er über die Kopfhörer tief in seine Musik
versunken. Rockmusik – eine absolute Ausnahme in dieser eintönigen Ghetto-Hip-Hop-Schule.
Harry ist ein fanatischer Musikliebhaber. Nicht so wie diese Pseudo-Musik-Fans.
Harry lebt die bedingungslose Leidenschaft für seine Lieblingsmusik.
Eines
der Mädchen in der Klasse ist in Harry verliebt. Man merkt es daran, wie sie
versucht, ihn zur Mitarbeit in ihrer Gruppe zu bewegen. Sie schaut ihn die
ganze Zeit an und wenn sie mit ihm redet, dann ist es fast so, als würde sie flüstern. Es
ist schwer zu sagen, ob Harry die Gefühlsregungen seiner Mitschülerin bemerkt, ob er überhaupt jemanden
von uns bemerkt.
Gestern
hat Harry mich gefragt, ob ich mit ihm auf ein Rockkonzert gehen will. Ich habe
selbstverständlich nein gesagt.
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