Evo
Morales‘ Bolivien leidet unter seinen Reichtum
Im Südosten
Boliviens, nahe der brasilianischen Grenze, erhebt sich der „Cerro El Mutún“. 40
Milliarden Tonnen Eisenerz lagern dort. Der Eisenberg befindet sich mitten im artenreichen
Feuchtgebiet des Pantanal, der sich von Bolivien bis tief nach Brasilien hinein
erstreckt – einer der größten Süßwassersümpfe der Welt. Bolivien verfügt nicht
über die Infrastruktur, um die weltweit größten oberflächennahen
Eisenerzvorkommen abzubauen. Doch zum Glück gibt es „Jindal“. Mehr als zwei
Milliarden Dollar will der indische Konzern in die Mine investieren. Aber für
den Abtransport des Eisenerzes nach Fernost und damit zu den Pazifikhäfen in
Chile und Peru fehlt eine Eisenbahnlinie oder eine eine Schnellstraße.
Der Cerro El Mutún komplett mit Wald bedeckt, Foto: bolivianet.com |
Die rasant
wachsenden Industrien Indiens und Chinas hungern nach Südamerikas Rohstoffen
und Bolivien kann nicht nur mit Eisenerzen, sondern auch mit den zweitgrößten
Gasvorkommen des Subkontinents aushelfen. Die Gaspipeline nach Brasilien führt
in nur 20 Kilometer Entfernung am „Cerro“ vorbei.
China und
Indien, jedoch auch die regionale Vormacht Brasilien, drängen die bolivianische
Regierung unter Präsident Evo Morales, die Infrastruktur des Landes weiter
auszubauen. Doch dem ersten indigenen Staatsoberhaupt Südamerikas ist es erst
im September letzten Jahres mit aller Mühe gelungen, eine Eskalation der
gewalttätigen Auseinandersetzungen aufgrund eines Straßenbaus durch das
indigene Territorium TIPNIS (Territorio Indígena y parque
nacional Isiboro Sécure) zu verhindern. Der Streit ist noch nicht
beigelegt, hat jedoch schon jetzt gezeigt, dass nicht alle 36 indigenen Völker Boliviens
ihrem Präsidenten bedingungslos folgen.
Das mag auch
daran liegen, dass Evo Morales eher eine Identifikationsfigur für die indigenen
Völker der westlichen Landeshälfte und nicht der Grenzregion zu Brasilien ist.
Als Gewerkschaftsführer der Koka-Bauern betreibt er unverholen Klientelpolitik
und geht dabei auf Konfrontationskurs zur Drogenpolitik der USA. Doch selbst
auf diesem Gebiet drohen ihm die Zügel aus der Hand zu gleiten. Die Förderung
des Anbaus der Kokapflanze hat entgegen seiner Beteuerungen auch zu einer
Erhöhung der Ausfuhr von Koka-Paste, dem Basisprodukt zur Herstellung von
Kokain, geführt. Hier spielt die 3400 Kilometer lange Grenze zwischen Bolivien
und Brasilien wiederum eine wichtige Rolle. Schon seit Jahrzehnten profitiert
der internationle Drogenhandel von unzureichenden Grenzkontrollen und korrupten
Zollbeamten.
Durch die kleine
Ortschaft „Espíritu de la Frontera“ verläuft eine schmahle aber wichtige
Verkehrsroute zum mächtigen Nachbarland Brasilien. Der „cerro El Mutún“ ist
noch mehr als 200 Kilometer entfernt, aber schon hier kann man die Auswirkungen
der Globalisierung erkennen. Mit dicken Baumstämmen beladene Lastwagen keuchen
duch das Dorf, Polizeikontrollen suchen nach Koka-Paste. Ein paar Kilometer
entfernt wächst Kaffee für Deutschland. Fair-Trade-Kaffee selbstverständlich.
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