Montag, 22. Oktober 2012

Los Kjarkas live in Bonn am 19. Oktober 2012

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Für einen Bolivianer, der nicht seit zwanzig Jahren in Kiel, München oder Köln wohnt, mag es unverständlich sein, für einen Deutschen erst Recht. Der Security-Mann jedenfalls, war darauf nicht vorbereitet. Er hatte ein Folklorekonzert erwartet - von irgendeiner südamerikanischen Band. Und dann hat er nur noch völlig verwundert ins Publikum geguckt, wo die Fans jede einzelne Strophe mitsangen.
Foto: Fummelmond
30% Gringos und 70% Bolivianer, Ecuatorianer (sehr lautstark) und Peruaner. Bestimmt waren auch Chilenen dabei. Der Kampf um einen guten Platz an der Bühnenabsprerrung war unerbittlich, dann musste man anderthalb Stunden warten. Unglaublich: Als es halb zehn war, dachte man schon, dass sie nicht kommen würden. Doch dann ging es plötzlich los. Und der Unmut über die lange Wartezeit war vergessen. Niemanden interessierte es mehr, warum die Band aus der drittgrößten bolivianischen Stadt, Cochabamba, zu spät auf die Bühne kam. Um die Aufmerksamkeit des Publikums mußten sich Kjarkas jedenfalls nicht bemühen. Seit 40 Jahren produzieren sie Lieder, insgesamt mehr als 400. Viele von ihnen sind zu Klassikern der "Wessis" geworden - der größte Teil ihrer Fangemeinde rekrutiert sich aus den Bewohnern der Andenregionen im Westen Südamerikas.
Ihre Lieder handeln von der harten, rauen und mythischen Andenregion; sie beschreiben Abschied und Tod - und natürlich die Liebe. Manche Texte mögen den europäischen Zuhörer bisweilen etwas schwülstig anmuten, aber sie werden durch diese wunderbare Musik getragen, die noch wesentlich mehr zu bieten hat, als traurige Liebeslieder: Alle vier bolivianischen Tanzgruppen, die an der Organisation der Kjarkas-Konzerte in Deutschland beteiligt waren, durften auf der Bühne für die Showeinlagen sorgen.

Begonnen haben Kjarkas mit einem ihrer schönsten Lieder: Munasquetay:
Los Kjarkas sind nicht mehr die Jüngsten - zumindest nicht die Gründungsmitglieder, aber ihre Musik brachte am 19. Oktober alle 900 Besucher des Brückenforum zum Tanzen. Es war vor allem ihr Abend - der Abend der Menschen, die fern ihrer Heimat leben. Kjarkas sind ihre Band. Viele der Zuhörer sind mit dieser Musik aufgewachsen. 
Die Band spielte zwei Stunden. Alle Hits wurden mit teilweise sehr rockigen Posen vorgetragen. Das südamerikanische Temperament bricht hervor und erstirbt plötzlich, als für einen kürzlichen verstorbenen Tänzer eine Trauerminute eingelegt wird. Die Emotionen kochen an diesem Abend noch viele Male hoch. Der Security-Mann hat alle Hände voll zu tun, um die Groupies von der Bühne fernzuhalten. Doch spätestens beim Genuss der ersten richtigen Saltenha seit 10 Jahren (3 Euro pro Stück) wurde auch der unterkühlteste Gringo zum Fan von Los Kjarkas!

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