Montag, 12. November 2012

Kölner Erzbischöfe - Josef Frings

Das Verhältnis zu Konrad Adenauer soll angespannt, wenn nicht sogar unterkühlt gewesen sein. Dabei hat Josef Frings als Priester zwei der Kinder des Kölner Oberbürgermeisters und späteren Bundeskanzlers zur Erstkommunion geführt. Als er jedoch 1949, nach nur sechs Monaten Mitgliedschaft, aus der CDU wieder austrat, da kursierten sofort wilde Gerüchte über eine angebliche Feindschaft zwischen ihm und dem "Alten". Frings, 1887 in Neuss geboren, befolgte jedoch nur höchste Weisungen aus dem Vatikan. 
v. li.: Konrad Adenauer, Helene Weber, Theodor Heuss, Josef Frings - Foto: picture-alliance/dpa
Die Kurie in Rom wollte sich an das Reichskonkordat aus dem Jahr 1933 halten. Der erste außenpolitische Erfolg Adolf Hitlers beinhaltete ein umfassendes Vertragswerk, welches bis heute als Grundlage für die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem deutschen Staat gilt. Und dort steht in Artikel 32, dass ein Priester keine Parteimitgliedschaft annehmen darf. Es ging also nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Erzbischof und Bundeskanzler, es ging um eine Interpretationsfrage im Rahmen der Neuorientierung im Europa der Nachkriegsjahre. Sowohl Frings als auch Adenauer sollten das Bild von Kirche und Politik in der jungen Republik entscheidend prägen.
Am 1. Mai 1942, als Köln schon in Trümmern versank, wurde Josef Frings zum Erzbischof geweiht. Anders als sein Vorgänger ließ er sich von den Nazis nicht den Mund verbieten, prangerte Judenverfolgung und Euthanasie an. Die Machthaber konnten ihn nicht absetzen, da der "Nüsser" (aus Neuss kommend) schon damals über einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung verfügte. Seine Standhaftigkeit gegenüber dem Terrorregime veranlaßte Papst Pius XII., ihn 1946 zum Kardinal zu befördern. Ein Jahr zuvor war er zum Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, der Vorläuferorganisation der Deutschen Bischofskonferenz, gewählt worden.
Joseph Ratzinger im Gespräch mit Josef Frings - Foto: picture-alliance/dpa
27 Jahre stand Frings an der Spitze des mit 2,5 Millionen Katholiken größten Erzbistums Deutschlands. Er war federführend an der Gründung des Hilfswerks "Misereor" (1958) beteiligt und heizte durch kontrovers diskutierte Kommentare die Debatte über die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Antisemitismus an. Den Höhepunkt seiner Karriere bildete jedoch das zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), an dessen Beschlüssen er großen Anteil hatte - er und sein "Peritus" (theologischer Sachverständiger) Joseph Ratzinger, der ihm angeblich auch eine seiner besten Reden geschrieben haben soll.
 Einige dieser Reden trug Josef Frings im perfekten Latein vor, gerne auch auswendig, was nicht zuletzt seiner Sehschwäche geschuldet war, die ihn im Alter von 75 Jahren nahezu erblinden ließ. Vom Konzil geschwächt, erbat er schon 1965 beim Papst um seine Entlassung, die ihm 1969 auch gewährt wurde.
Den Kölnern ist Frings noch heute bekannt. Unzählige Anekdoten ranken sich um die volkstümliche Nähe und die schonungslose Ehrlichkeit ihres Lieblingserzbischofs. Was es damit jedoch genau auf sich hat und was man im Rheinland unter "fringsen" versteht, dass erfahren Sie/erfahrt Ihr auf einer der Stadtführungen von "thulintours", über die man sich ganz einfach mit einem Klick in die Spalte rechts neben den Posts informieren kann.

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