Die
Bürde, die jedem Stadtführer auferliegt, ist die Not, sich ständig um
Bewerbungen kümmern zu müssen. Wenn man wirklich von Führungen leben möchte,
dann muss man sich ständig nach anderen Nebenarbeiten umsehen. Zur Zeit arbeite
ich für sechs Agenturen und zwei Museen. Wahrscheinlich werde ich erst im
nächsten Jahr den Zustand erreichen, dass ich nicht mehr nebenher arbeiten
muss. Stadtführer müssen tausende von Rechnungen schreiben und bekommen doch
nur geringe Beträge überwiesen. Man wartet auf mehrere kleine Überweisungen und
kann dann doch nur für den nächsten Monat, nicht jedoch darüber hinaus planen.
Das ist das Übel eines freien Mitarbeiters und selbständigen in einer Person.
Es macht definitiv Spass, Führungen zu machen. Sonst würde man es ja auch nicht
tun. Aber durch den Druck, genug für Miete und Familie verdienen zu müssen ist
enorm. Nur wenige haben es geschafft, diese Routine zu durchbrechen. Und die
haben sich komplett selbstständig gemacht. Das ist etwas ganz anderes als ein
selbstständiger Stadtführer, der für verschiedene Agenturen arbeitet.
Selbstständig bedeutet, dass man eine eigene Agentur gründet und selbst die
Kunden, „eigene“ selbstständige Stadtführer an die Kunden vermittelt. Dann
könnte man es wirklich zu etwas bringen. Aber auch nur dann. Wobei es auch hier
aufgrund der großen Konkurrenz schwieriger geworden ist.
Dieser
Schwebezustand in der Abhängigkeit von anderen Agenturen macht ein am Ende
kaputt. Darum sucht man ja auch nach anderen Tätigkeiten. Je länger es dauert, um
endlich abzuspringen und einer „richtigen“ Arbeit nachzugehen, umso mehr definiert
man sich als Stadtführer. Das ist sozusagen die Stadtführer-Assimilation.
Ich
arbeite an einer Doktorarbeit, bewerbe mich für die Entwicklungshilfe und
werde, wenn dies alles nicht klappt, das Lehramtstudium nachholen. Das ist wahrscheinlich
der sicherste Weg. Denn Lehren kann man ja. Manche von uns haben sogar Lehrerfahrung
an Schulen und Universitäten. Man wird automatisch zum Lehrer, weil man immer
wieder mit Schulklassen arbeitet. So wie ich - heute um 18:30Uhr. Es handelt
sich um eine Schulklasse. Altstadtrundgang mit einer 10. Klasse eines Gymnasiums
aus Stuttgart.
Welchen Nebenbeschäftigungen geht Ihr denn nach? Man muss ja nicht Stadtführer zu sein, um nebenbei Politik zu unterrichten.
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