Samstag, 29. Dezember 2012

Kölner Erbischöfe - Neuer Dom ohne Erzbischof

Kardinal Paulus Melchers (1813 - 1895)

"Zum ewigen Gedächtnis an den nach Verlauf von sechs Jahrhunderten glücklich beendeten Ausbau des größten deutschen Domes, des höchsten Bauwerks der Erde, haben Seine Majestät der deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Augusta, (...) diese Urkunde unterzeichnet, welche in den Schlussstein der Kreuzblume des südlichen Domthurms niedergelegt werden wird. So geschehen zu Köln am Rheine den 15. October 1880."

Diese Urkunde zur Einweihung des Kölner Doms wurde von Kaiser Wilhelm und seiner Gemahlin Augusta, zahlreichen Hoheiten, Fürsten und anderen hohen Gästen unterschrieben. Von den 65 Unterschriften stammten nur sieben von Katholiken, keine einzige von einem katholischen Geistlichen. Doch es fehlte nicht nur die Unterschrift des Erzbischofs Paulus Melchers, des höchsten kirchlichen Würdenträgers in Köln, bei den Feierlichkeiten war er gar nicht anwesend.

Foto: Wikipedia.org
1876 waren dem Kölner Erzbischof vom "preußischen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten" alle Ämter aberkannt worden. Da er steckbrieflich gesucht wurde, ging Melchers in das niederländische Exil. Die katholische Kirche befand sich im Kulturkampf mit der Reichsregierung in Berlin. Bismark wollte die Geistlichkeit aus der Politik vertreiben und vor allem wollte er, dass der Staat bestimmt, wer zum Erzbischof in Köln ernannt wird. Melchers war ein Kompromisskandidat zwischen Kirche und Staat gewesen. Und obwohl er sogar in jungen Jahren in Preußen seinen Militärdienst geleistet hatte und dem Bischof von Rom (Bezeichnung des Papstes aus der Zeit des Investiturstreits) ein gefährlicher Widersacher war, wurde Melchers nicht der erhoffte Helfer, sondern die Nervensäge für die preußische Verwaltung in Düsseldorf. Zahlreiche Verbote ergingen gegen den Münsteraner. Im Jahr 1874, also nur knapp zwei Jahre bevor die Polizei erneut eine Fahndung nach ihm ausschrieb, hatte er schon eine siebenmonatige Haftstrafe im Kölner Gefängnis Klingelpütz abgesessen.

Paulus Melchers, der wie sein späterer und nicht minder streitbare Nachfolger Josef Frings (1887-1978) Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz war, verfügte über genügend Macht, um Bismark ernsthaft Probleme zu bereiten. So setzte er sich ganz entschieden dafür ein, sein Personal selbst zu investieren. Doch war er genauso wie Frings nicht der strahlende Held, der sich allein Gottes Wort beugte. So stimmte er den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zu und drückte in Folge mit aller Härte das Dogma durch, welches er selbst in Rom so rigeros bekämpft hatte: die Unfehlbarkeit des Papstes.  
 Das deutsche Kaiserpaar wurde zur Einweihung der größten Kathedrale Deutschlands im Oktober 1880 also nur von Weihbischof Johann Anton Baudri empfangen. Dem Ruhm des "nationalen Baudenkmals" und seiner Geldgebern konnte das nicht viel anhaben. Natürlich gab es einen Skandal. Aber bedenkt man, dass die Maße der fünfschiffigen Kathedrale für damalige Verhältnisse gigantisch waren - Langhauslänge 145 Meter, Querhausbreite 86 Meter, Höhe des Mittelschiffes 43 Meter, Höhe der Türme 157 Meter, umbauter Raum 407 000 Kubikmeter, Gewicht 160 000 Tonnen - dann ist nur verständlich, dass die Einweihungsfeier zu dem populären Großereignis wurde, für die sie geplant worden war. Der "Deutsche Rhein" wurde durch einen "Deutschen Dom" verziert.

Paulus Melchers durfte erst als Leiche nach Köln zurückkehren. Jedoch nur mit besonderer Genehmigung der Regierung des Königreiches Preußen. Seine sterblichen Überreste wurden im Dom beigesetzt.
 

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